Kreativität und Handwerkskunst!
Die Vussemer habe nicht nur jecke Kostümideen, sondern auch Geschick, sie für dem Zoch umzusetzen.
Wie sind wir dazu gekommen? Unsere Kostüme haben die Journalistin Ramona Hermes von der Rundschau inspiriert und sie wolle einmal dabei sein, wie wir unsere Karnevalskostüme herstellen. Und so haben wir uns mit ihr getroffen, um den letzten Schliff an die Kostüme zu bringen. Daraus ist dann folgender Artikel in der Rundscheu entstanden:
„Mechernich-Vussem. Lautes Lachen, das Surren von Bohrmaschinen, das Ratschen von Klettband. Dazu der Duft von frischen Mutzen. Auch in Vussem laufen die Vorbereitungen für den Zoch, der dort am Samstag um 14.11 Uhr startet, auf Hochtouren. Seit 1996 bildet die Gruppe rund um Conni Luxen eine der markantesten Fußgruppen im Vussemer Umzug.
Acht Freunde taten sich damals zusammen, um als Addams Family ihr jeckes Debüt zu geben. Dass das Schwarz der gefärbten Haare beim Regen durch die Gesichter lief und die langen Röcke in den Rosen hängen blieben, kann man retrospektiv augenzwinkernd als Anfängerfehler bezeichnen. So etwas würde Conni Luxen, Ludwiga Leisten, Niklas Janik, Ruth Heiders, Hansgeorg, Manuela, Sarah und Julia Voigt heute nicht mehr passieren.
Sie haben das „Karnevalskostüm Business“ in den letzten Jahrzehnten deutlich professionalisiert und überraschen die Jecken Jahr für Jahr mit ausgefallenen und teilweise sehr aufwendig gestalteten Kostümen. Die Vorbereitungen beginnen meist bereits im November.
„Die Frage nach der Umsetzbarkeit stellen wir uns immer etwas zu spät. Wir sind einfach fest davon überzeugt, dass HG das schon hinbekommt!
Ruth Heiders
Dann setzen sie sich zusammen und überlegen, welche Kostümierung im nächsten Straßenkarneval getragen werden soll. Für ihre Ideen lassen sie sich unter anderem auf Veranstaltungen im Kölner Karneval, die die leidenschaftlichen Karnevalisten jährlich besuchen, auf Pinterest oder anderen Internetplattformen inspirieren.
„Wir überlegen dann, was uns gefallen würde und was umsetzbar ist“, sagt Manuela Voigt.„Die Frage nach der Umsetzbarkeit stellen wir uns immer etwas zu spät“, ergänzt Ruth Heiders lachend: „Wir sind einfach fest davon überzeugt, dass HG das schon hinbekommt.“
HG, das ist Hansgeorg Voigt, der Tüftler der Gruppe. Er sorgt meist dafür, dass die Ideen der Damen auch Wirklichkeit werden. Er ist bei der Ideenfindung oft nicht dabei, wird aber schon währenddessen per Telefon kontaktiert. Auch wenn er erst skeptisch ist, schafft er es doch immer wieder, die wildesten Dinge zu konstruieren.
So wie in diesem Jahr. Die Gruppe hat beschlossen, als Gemälde durch die Straßen zu ziehen. Also wurden zunächst Rahmen gebaut und goldfarben angemalt. „Aus Styrodur-Deckenleisten“, erklärt Hansgeorg Voigt: „Es darf ja nicht zu schwer und nicht zu teuer sein.“ Die Rückwände, also die Hintergründe der Gemälde, druckte der Bruder von Ruth Heiders auf PVC-Platten. Diese müssen biegbar sein und werden halbrund hinter den Rahmen geschraubt.
„Man könnte das vielleicht auch tackern, aber ich möchte nicht, dass das PVC einreist“ murmelt der Tüftler vor sich hin.
Dann dürfen die Karnevalisten hineinschlüpfen: als Frida Kahlo, als Marilyn Monroe oder als Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrgehänge. Befestigt wird das Ganze mit Schnüren auf Hüfthöhe und am Rücken. Wie genau, das wird noch ausprobiert. „Wir müssen es auf jeden Fall am Rücken festmachen, sonst kippt es nach hinten. Das haben wir ausprobiert“, so Manuela Voigt. Die aktuelle Version: Klettverschlüsse mit großen Sicherheitsnadeln am Rücken befestigen. „Da muss man aber etwas Enges tragen, sonst zieht es den Pullover ganz schön nach hinten. Ich glaube, ein Sport-BH wäre am besten“, meint Conni Luxen.


Sauerei und andere Pannen
„Man braucht schon eine genügsame Familie bei all dem Aufwand und der Bastelei“, sagt Conni Luxen.
„Und eigentlich sagen wir uns jedes Jahr: nächstes Jahr nicht ganz so teuer.“ Schöner Plan, klappt aber meistens nicht so ganz. Für das Event, zu dem die Kinder der Familie Voigt extra von den Unis zurück in die Eifel kommen, werden meist mindestens 100 Euro für das Kostümplus 60 Euro für Wurfmaterial ausgegeben. Hinzu kommen noch Getränke für den Ausschank am Wegesrand. Einst in der Tanzgarde aktiv, bereichern Conni Luxen und ihre Freunde jährlich den Vussemer Umzug mit ihren aus-
Im Laufe der Jahre kamen so einige Kostüme zusammen, die nun Keller und Heuboden füllen. Auf die Addams Family folgten Riesenhandtaschen, Planschbecken, Paradiesvögel, Ballonfahrer und gedeckte Tische. „Die waren besonders schön“, so Ruth Heiders: „Wir hatten an den Seiten Löcher gebohrt und Eimer eingelassen für unser Wurf- material.“ An die Stehlampen erinnert Conni Luxen sich gerne: „Dabei konnte man sogar die Lampen anmachen.“
Perfekt war nicht alles, wie die Gruppe lachend anmerkt. „Wir waren einmal Drachen – und als wir die Masken abnahmen, sahen wir aus wie Dominas“, so Heiders. „Und einmal waren wir Paradiesvögel. Ich habe noch Monate später bunte Federn im ganzen Haus gefunden. So eine Schweinerei“, sagt Luxen.
Einmal war die Gruppe zwar als Piraten unterwegs. „So etwas würden wir heute nie wieder machen“, sagt Manuela Voigt. Die Gruppe hat schon einen gewissen Anspruch an sich selbst entwickelt und es sieht so aus, als dürften sich die Vussemer Jecken noch auf viele weitere Jahre voller kreativer Kostüme der Gruppe freuen.







